柏林佛光山

04.09.2023

Yi Jing – Buch der Wandlungen (Auszug)
König Wen von Zhou (ca. 1637-1708 v. Chr., Shang-Dynastie)

Häuft sich nicht das Gute, gelingt es nicht, den Ruhm zu vollenden.
Häuft sich nicht das Böse, gelingt es nicht die Persönlichkeit auszulöschen.

Der Himmel in Bewegung ist erbaulich, so stärkt sich der Edle und ist unermüdlich.
Die Erde in Machtfülle ist wie Kun, so verbreitet der Edle Tugenden und leistet allen Dingen Unterstützung.

Was der Edle lernt, sammelt er an. Entlang von Fragen debattiert er darüber, entlang von Toleranz verweilt er darin, entlang von Menschlichkeit handelt er danach.

Was gleich klingt, entspricht einander.
Was gleich schwingt, verfolgt einander.
Gewässer bilden sich aus Feuchtigkeit.
Feuer nähren sich aus Trockenheit.
Wolken entstammen dem Drachenatem.
Winde entstammen dem Tigeratem.
[…] Jedes folgt seiner Art.

Die einfachen Leute betrachten Gutes im Kleinen als nutzlos und vollbringen es nicht; sie betrachten Böses im Kleinen als schadlos und unterlassen es nicht.
So häuft sich das Böse an, bis es sich nicht mehr verbergen lässt; es wächst die Schuld an, bis sie sich nicht mehr auflösen lässt.

── aus Yi Jing

Die Kunst des Krieges (Auszug)
Sunzi (ca. 545 v. Chr-470 v. Chr, zur Zeit der Frühlings- und Herbstannalen)

Angriff durch Kriegslist (Auszug)

Kennt man den Feind und auch sich selbst, dann braucht man sich nicht vor dem Ausgang von hundert Gefechten zu fürchten.

Kennt man sich selbst, nicht aber den Feind, dann wird auf jeden Sieg auch eine Niederlage kommen.

Kennt man weder sich selbst noch den Feind, dann wird man in jedem Kampf unterliegen.

Leere und Fülle (Auszug)

Der Verlauf des Kämpfers ähnelt dem des Wassers.
Der Verlauf des Wassers besteht in der Vermeidung von Höhen und dem Streben in die Tiefen.
Der Verlauf des Kämpfers besteht in der Vermeidung von Fülle und der Ausrichtung ins Leere.

Das Wasser passt seinen Verlauf an die Beschaffenheit des Untergrunds an.
Der Kämpfer passt seinen Siegeszug dem Wesen des Gegners an.

So ist der Kämpfer ohne beständige Übermacht, eben wie das Wasser ohne beständigen Verlauf ist.

Wer sich dem Feind gemäß zu wandeln vermag und damit erfolgreich siegt, kann als überirdisch bezeichnet werden.

Denn es ist wie mit den Fünf Wandlungsphasen (Wasser, Feuer, Holz, Metall, Erde), die nicht allzeit gleich vorherrschend sind,
die vier Jahreszeiten haben keinen beständigen Platz,
die Sonne scheint mal kurz, mal lang,
der Mond nimmt ab, nimmt zu.

── aus Sunzi Bingfa

04.09.2023