Ausschnitte aus Familienanweisungen des Meister Yan
Yan Zhitui (531-591, Nördliche Qi Dynastie)
Sich selbst genug sein
Im Buch der Riten heißt es:
“Was man begehrt, das lässt sich nicht genießen. Worauf man zielt, das lässt sich nicht vollenden.”
Das Universum kann seine Grenzen erreichen, doch die Grenzen der menschlichen Natur sind nicht bekannt. Nur indem wir weniger verlangen und zufrieden sind, können wir eine Grenze setzen.
Unser Vorfahre, Marqis Jing von Jin, ermahnte einst seine Nichten:
“Eure Familie ist eine Familie von Gelehrten, für Generationen war sie nie reich oder ehrenvoll. Von heute an wird euer Gehalt als Beamte 2000 dan nicht übersteigen. Sucht euch für die Heirat keine Familien mit Macht.”
Ich habe diese Worte mein Leben lang befolgt und zu meinem Motto gemacht.
Motivation für das Studium (Auszug)
Wenn einer lernt, so tut er dies, weil er nach einem Mehrwert trachtet. Ich habe Menschen gesehen, die nach dem Lesen von einigen Büchern so arrogant geworden sind, dass sie die Älteren beleidigt und ignoriert und die ihnen Gleichgestellten nicht ernst genommen haben. Die Anderen verabscheuen solche Menschen wie Feinde oder gefährliche Vögel. Wer sich mit dem Studium derart ruiniert, hätte besser gar nicht erst studiert.
Die Gelehrten der früheren Zeit haben für sich selbst gelernt, um an ihren Schwachstellen zu arbeiten. Die heutigen Gelehrten lernen für andere, und können bloß daherreden.
Die Gelehrten der früheren Zeit haben für andere gelernt, um die Praxis zu stärken und der Welt nutzen zu bringen. Die heutigen Gelehrten wiederum lernen für sich selbst, um Beförderungen und ein besseres Gehalt zu erhalten.
Das Studium ist wie das Pflanzen von Bäumen. Im Frühling bewundert man ihre Blüten, im Herbst erntet man ihre Früchte. Unterricht und Aufsätze sind wie die Frühlingsblüten, und Praxis und Handlung sind wie die herbstlichen Früchte.
── aus Yan Shi Jiaxun