柏林佛光山

28.05.2024

Lied, um die Welt zu wachzurütteln
Hanshan Deqing (1546-1623, Ming-Dynastie)

Inmitten des unermesslichen irdischen Staubs und der weiten sinnlosen Wellen sind Geduld und Sanftheit sind die rechten Mittel.

Überallhin folge den karmischen Bedingungen, während die Jahre und Monate vorbeiziehen,
in aller Friedfertigkeit verbringe die Zeit deines Lebens.

Lass nicht zu, dass dein Geist abstumpft,
wiederhole nicht die Fehler anderer.
Sei umsichtig im Umgang mit anderen und gräme dich nicht,
arbeite duldsam und sei stets gesprächsbereit.

Seit jeher ist es so, dass bei einem steifen Bogen zuerst die Schnur zuerst zerreißt,
dass beim flüchtigen Blick aufs Messer leicht eine Verletzung passiert,
dass eine böse Zunge eindeutig zur Katastrophe führt,
dass ein boshaftes Herz der Auswuchs von vorangegangenem Fehlverhalten ist.

Richtig oder Falsch ist nicht etwas, das des Streits zwischen dir und mir bedarf,
warum soll zwischen Hier und Dort über kurz oder lang diskutiert werden?
Im weltlichen Dasein gibt es allzu viele Unzulänglichkeiten,
wie könnte es dieser illusionäre Körper erreichen, die Vergänglichkeit aufzuheben?

Strapazen auf sich zu nehmen, ist eigentlich frei von Schmerz,
was würde es schaden, dem Gegenüber ein wenig nachzugeben?
Nur im Frühling wirst du grüne Weiden sehen,
in der herbstlichen Brise wiederum schaust du auf gelbe Chrysanthemen.

Letzten Endes sind Ansehen und Glanz nichts weiter als ein mitternächtlicher Traum,
Reichtum und Ehre sind nichts weiter als ein herbstlicher Frost.
Alt, krank, tot, neugeboren – wer wird an deine Stelle treten?
Ganz selbst verantwortest du dein eigen Saures, Süßes, Bitteres und Heißes.

Durchtriebene Menschen lobpreisen Gerissenheit,
aber der Himmel nimmt sich die Zeit, die er für Entscheidungen benötigt.
Schmeichelei, Habgier und Ärger führen allesamt in die Hölle,
allein in vollkommener Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit besteht das himmlische Paradies.

Der Moschushirsch wird für seinen Moschusduft getötet,
je mehr Seide ein Seidenwurm gesponnen hat, desto früher hat sein Leben ein Ende.
Eine kleine Dosis spiritueller Praxis wirkt beruhigend auf den Magen,
zwei Becher voller Frieden und Harmonie erbringen zweierlei nahrhafte Suppen.

Zu Lebzeiten widmet sich dein Geist vergebens unzähligen Dingen,
doch nach dem Tode sind deine beiden Hände leer.
Freud und Leid, Kommen und Gehen, sorgen Tag für Tag für Chaos.
Würdest du unablässig nach Reichtum und Ehre streben, wärest du täglich voller Stress.

Streite nicht mit anderen, um deine Stärke unter Beweis zu stellen,
einhundert Jahre sind nichts weiter als ein Bühnenspiel.
In dem Moment, in dem die Trommeln und der Glockenschlag verklingen,
weißt du nicht länger wo dein zuhause ist.

── aus Lianxiu Bidu

28.05.2024