Von der Renaissance chinesischer Kultur und der großen Verantwortung, die der Buddhismus trägt (Auszug)
Xi Jinping (1953-)
Der Buddhismus stammt aus dem antiken Indien. Doch nachdem er in China eingeführt wurde, erfuhr er über einen längeren Zeitraum hinweg einen Wandel. Der Buddhismus durchlief mit der konfuzianischen und der daoistischen Kultur Chinas eine synergetische Entwicklung, bis sich schließlich eine buddhistische Kultur mit chinesischen Charakteristika herausbildete und somit einen großen Einfluss auf den religiösen Glauben, die Philosophie, Literatur, Kunst, Umgangsformen und Bräuche des chinesischen Volks nahm. Xuanzang, der Tang-zeitliche Mönch, der unsägliches Leid ertrug, als er für buddhistische Schriften eine Reise in den Westen antrat, gab der festen Entschlossenheit des chinesischen Volkes, von anderen Kulturen zu lernen, vollen Ausdruck. Ich bin mir sicher, Sie haben alle von dem mythischen chinesischen Klassiker Die Reise in den Westen gehört, der auf der Grundlage der Geschichten von Xuanzang basiert. Die Chinesen haben buddhistisches Denken auf Grundlage der chinesischen Kultur weiterentwickelt. Darüber hinaus haben sie dabei geholfen, den Buddhismus von China nach Japan, Korea, Südostasien, Asien und darüber hinaus zu verbreiten.
Hinsichtlich des zivilisatorischen Austausches gibt es in unserer Menschheit drei zentrale Punkte:
Erstens liegt der Ursprung von Krieg im menschlichen Denken, deshalb ist es unerlässlich, im menschlichen Denken einen Schirm zum Schutz des Frieden aufzuspannen.
Zweitens werden Zivilisationen durch den Austausch farbenfroher und werden durch gegenseitiges Lernen bereichert. Zivilisatorischer Austausch ist eine treibende Kraft für den Fortschritt der Menschheit und die friedliche Entwicklung in der Welt.
Drittens sind Kulturschaffende dafür da, den kulturellen Fortschritt der Menschheit zu befördern, sie sind der Antrieb für den kreativen Wandel der chinesischen Zivilisation und innovative Entwicklungen.
1987 wurden zwanzig erlesene Stücke farbiger Glaswaren in einer unterirdischen Kammer im Famen-Kloster in Chinas Provinz Shaanxi ausgegraben. Diese oströmischen und islamischen Relikte waren während der Tang-Dynastie nach China gebracht worden. Während ich diese Relikte bestaunte, dachte ich intensiv nach und folgerte, dass wir uns bei der Annäherung der unterschiedlichen Zivilisationen der Welt nicht darauf beschränken sollten, einzig die Erlesenheit solcher Objekte zu bewundern. Vielmehr ist es erforderlich, etwas über den kulturellen Stellenwert hinter ihnen zu lernen und diesen zu würdigen. Anstatt uns mit ihrer künstlerischen Darstellung des Lebens der Menschen in der Vergangenheit zufrieden zu geben, sollten wir alles daransetzen, dem ihnen innewohnenden Geist neues Leben einzuhauchen.
Den Chinesischen Traum zu verwirklichen, bedeutet eine ausgewogene Entwicklung und gegenseitige Stärkung sowohl der materiellen als auch der kulturellen Zivilisation. Während China kontinuierlich ökonomische und soziale Fortschritte macht, wird die chinesische Zivilisation mit der Zeit Schritt halten und ihre Vitalität steigern müssen.
In der jüngeren Vergangenheit sehen wir, wie von dem Konfuzianismus, Buddhismus und Daoismus als den repräsentativen chinesischen traditionellen Kulturen, der Buddhismus sich vergleichsweise gut entwickelt hat und allmählich zu einem der wichtigsten Bestandteile für die Wiederbelebung chinesischer Kultur geworden ist. Im neuen Jahrhundert hat der chinesische Buddhismus zunehmend ein kulturelles Bewusstsein aufgebaut und sich proaktiv in den mächtigen Strom kreativer Transformation und innovativer Entwicklung der chinesischen Kultur eingebracht.
Napoleon Bonaparte verglich China einst mit einem “schlafenden Löwen” und gab an, dass “sobald er erwacht, die Welt erschüttern wird.” Nun ist der Löwe China erwacht, aber es ist ein friedlicher, liebenswürdiger und zivilisierter Löwe. Damit China ein friedlicher, liebenswürdiger und zivilisierter Löwe wird, ist es grundlegend, dass Chinas Kultur wiederbelebt wird.
Und auf der langen Reise der Wiederbelebung der chinesischen Kultur fällt dem chinesischen Buddhismus eine natürliche Verantwortung zu, bei der die Last schwer ist und der Weg noch weit.
── aus Phoenix TV