Als Mönch im Angesicht duftender Pflanzen
Fayan Wenyi (885-958, Fünf Dynastien)
Ins Mönchsgewand gekleidet, blickte ich auf duftende Pflanzen,
eine jede in ihrer Eigenart.
Meine Haare sind nun ergraut,
und die Blumen färben sich herbstlich rot.
Farben sind vergänglich
wie der Morgentau,
der Weihrauch gleitet dahin wie die Abendbrise.
Müssen wir denn den Verfall abwarten,
um erst dann die Leere zu verstehen?
— aus Wudeng Huiyuan
Existiert im Universum irgendetwas anderes als Leere?
Xuedou Chongxian (980-1052, Song-Dynastie)
Der alte Juzhi liebte es, mit einem Finger zu unterrichten.
Existiert im Universum irgendetwas anderes als Leere?
Einst warf er ein Stück Treibholz in den großen Ozean.
In der Dunkelheit trugen es die Wellen zu einer blinden Meeresschildkröte.
— aus Chanzong Songgu Lianzhu Tongji
Verse über eine durchs Fenster eindringende Stubenfliege
Baiyun Shouduan (1025-1072, Song-Dynastie)
Aus Lust suche ich das Licht, um mich in Bücher zu vertiefen.
Ich kann mich dem nicht entziehen, wie oft ich es auch versuche.
Ganz plötzlich stoße ich auf den Weg, auf dem ich kam.
Ich beginne jenes Leben zu verstehen, das meine Augen so im Dunkeln ließen.
— aus Lin Jian Lu
Fortgeblasene Pfirsichblüten
Huaishen Cishou (1077-1132, Song-Dynastie)
Ich bereise viele Orte, doch sind es nur altbekannte aus frühen Zeiten.
Ich bin verwirrt, denn behäbig halte ich am Vergänglichen fest.
Mit einem Mal kommt nachts ein wahnsinniger Wind auf.
Wer weiß, wie viele Pfirsichblüten er fortgeblasen hat.
— aus Wudeng Huiyuan