Geduld gegenüber dem Leben, den Phänomenen und dem Nichtauftreten von Phänomenen
Ehrwürdiger Meister Hsing Yun (1927-, Fo Guang Shan)
Der Buddhismus spricht von drei Ebenen der Geduld.
Die erste beinhaltet die Geduld gegenüber dem Leben, eine Form der Geduld, die anerkennt, dass Gegebenheiten ein Teil des Lebens sind. Zum Beispiel müssen wir geduldig sein angesichts aller Arten von Freud und Leid im Leben wie Erfolg und Misserfolg, Liebe und Hass, Hunger und Durst, Glück und Trauer. Um unser Leben zu leben, ist es notwendig, dass wir Geduld gegenüber dem Leben haben.
Die zweite Ebene der Geduld beinhaltet die Geduld gegenüber den Phänomenen. Wir müssen geduldig mit Gier, Wut, Unwissenheit und Vorurteilen umgehen, indem wir uns selbst kontrollieren, überzeugen und verändern. Geduld gegenüber sämtlichen Phänomenen zu haben bedeutet zu erkennen, dass alle Phänomene kommen und gehen. Mit diesem Verständnis ermöglichen wir dem Geist, Frieden zu finden, indem wir nicht länger von diesem Kommen und Gehen beeinflusst werden und die Weisheit der Lehren Buddhas zur Anwendung bringen.
Die dritte und letzte Ebene beinhaltet die Geduld gegenüber dem Nichtauftreten von Phänomenen. Diese Art von Geduld ist die höchste Ebene der Geduld und das Verständnis dessen, dass Phänomene im Grunde nicht kommen oder gehen. Mit Geduld gegenüber dem Nichtentstehen von Phänomenen gibt es daher nichts, womit man geduldig oder ungeduldig sein müsste, da alles einfach so ist, wie es ist.
── aus Bainian Fo Yuan