Tempelverse VIII
I
Einmütiger Geist, damit erträgst du stets jegliche Beleidigung.
Zehntausende Dinge, auf sie lässt du dich den Umständen entsprechend ein.
II
Befleckungen, sie sind es, die Festigkeit schwächen.
Weisheit, sie ist es, die Sanftheit stärkt.
III
Das menschliche Leben ist schwer erlangt und einfach verloren.
Die guten Momente sind leicht vergangen und schwer gefangen.
IV
So zu trainieren, dass man töricht wird, macht die Geschicklichkeit sichtbar.
So zu studieren, dass man dumm erscheint, macht die Genialität sichtbar.
V
Der Ozean lässt hundert Flüsse in sich münden, und doch läuft er nicht über.
Der Spiegel nimmt zehntausend Bilder in sich auf, und doch hat er noch Platz für mehr.
VI
Ein dicker Baum erwächst aus einem winzigen Samen.
Eine lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt.
VII
Die Lebewesen lassen ihren Geist von den Umständen lenken.
Die Buddhas können ihren Geist in Bezug auf die Umstände lenken.
VIII
Im Leben gibt es nichts Messbares,
im Dharma gibt es keine Grenzen,
daher gibt es nicht Richtig, gibt es nicht Falsch, gibt es nicht Befleckungen.
Bei den Menschen gibt es Schicksale,
bei deren Überwindung gibt es Schwierigkeiten,
dafür gibt es Ursachen, dafür gibt es Wirkungen, dafür gibt es Weisheit.
IX
Durch die Zwölffache Kette des bedingten Entstehens kann man die unterschiedlichen Umstände der menschlichen Welt sehen. Auf diese Weise wird die Perspektive weit.
Durch die karmische Reifung der Drei Zeiten kann man über all unsere Begegnungen in der Welt nachdenken. Doch ist es möglich, dies im Geiste klar zu verstehen?
X
Schau auf all jene, die ein armseliges Leben führen:
Wie viele davon haben Achtung für den Moment?
Erst wenn die Zeit der karmischen Reifung kommt, realisieren sie, dass sie leiden.
Frag all jene, die in dieser Welt erfolgreich sind:
Wer von ihnen ist bereit zur Selbstkultivierung?
Wenn die Zeit dazu erreicht ist, dann ist sie schon wieder vergangen. Das einzige, was dann bleibt, ist über die Unbeständigkeit zu klagen.