柏林佛光山

14.11.2024

Ausgewählte Gedichte von Su Shi
Su Shi (1036-1101, Song-Dynastie)

Das Hanshi-Fest

Seit meiner Ankunft in Huangzhou,
sind bereits drei Hanshi-Feste* vergangen;
trotz meiner Absicht, jeden Frühling zu schätzen,
lässt der vorübergehende Frühling eine solche Wertschätzung nicht zu.

In diesem Jahr gibt es wieder bitteren Regen,
zwei Monate elendiger Tage wie im Herbst;
im Bett rieche ich den Duft von Holzapfelblüten,
der Schnee ist besudelt mit schlammiger Erde.

Im Dunkeln wurde ich herausgerissen,
die Mitternacht entfaltete große Kräfte;
im Unterschied zu einem kranken jungen Mann,
sind bei meiner Genesung die Haare bereits ergraut.

Der Frühlingsfluss schickt sich an, meine Unterkunft zu überfluten,
der starke Regen kommt nicht zum Stillstand;
meine kleine Hütte ist wie ein Fischerboot,
in Wasser und Wolken versunken.

In der leeren Küche koche ich kaltes Gemüse,
unter dem kaputten Ofen brennt feuchtes Schilf;
woher sollte ich wissen, dass es das Hanshi-Fest war?
Aber dann sah ich Raben mit Papiergeld im Schnabel.

Das Kaisertor ist mit seinen neun Schichten weit entfernt,
die Gräber zehntausend Meilen von hier;
ich möchte wie Ruan Ji jauchzen, am Ende der Straße angekommen zu sein,
doch werde ich wie tote Papiergeld-Asche nicht wieder aufgewirbelt werden.

* Ein traditioneller chinesischer Feiertag, der im Frühjahr an drei aufeinander folgenden Tagen ab dem Tag vor dem Qingming-Fest zum Gedenken der Toten gefeiert wird.

Rückkehr nach Lingao in der Nacht
Melodie: Die Unsterblichen am Fluss

Als ich nach dem abendlichen Trunk am östlichen Hügel erwachte, war ich wieder einmal beduselt; zum Zeitpunkt meiner Heimkehr schien bereits die dritte Nachtwache zu sein.

Das Schnarchen meines Hausdieners kam einem Donnergeröll gleich.
Mein Klopfen an der Tür blieb gänzlich unbeantwortet,
es blieb mir nichts anderes, als an meinen Stock lehnend dem Rauschen des Flusses zu lauschen.

Lange schon bereue ich es, nicht Herr meines Körpers zu sein;
wann werde ich meinem Treiben jemals ein Ende setzen?

In der Stille der Nacht legt sich der Wind und die Wasseroberfläche glättet sich.
Im kleinen Boot verschwinde ich von hier, mögen die Meere mich für den Rest des Lebens dahintreiben.

— aus Dongpo Ci

14.11.2024