Aus dem Tagebuch von Zeng Wengong (Auszug)
Zeng Guofan (1811-1872, Qing-Dynastie)
Seit Äonen, von der Vergangenheit bis heute, schreitet die Zeit voran, ohne jemals zu enden.
Das Menschenleben von ein paar Jahrzehnten vergeht in nur einem Augenblick.
Die Ländereien der Erde erstrecken sich über tausende von Meilen, ihre Grenzen sind nicht festlegbar.
Auf ihnen leben menschliche Wesen, die schlafen, leben, umherirren und sich erholen. Während des Tages kann eine Person nur einen Raum zur Zeit in Anspruch nehmen, und nachts in nur einem Bett zur Zeit schlafen.
Die Werke der Vergangenheit und die Schriften der zeitgenössischen Menschen sind so zahlreich wie das Wasser im Ozean.
Das, was wir davon während unseres Lebens lesen können, macht nur ein Haar auf dem Fell von neun Ochsen aus.
Dinge können auf ganz unterschiedliche Weise in Erscheinung treten, das Schöne liegt in ihrer Vielzahl.
Das, was unsere Kraft und Fähigkeit uns erlaubt zu tun, entspricht nur einem Sandkorn im Universum.
Kennen wir die Ewigkeit des Himmels und wissen wir um die Kürze unseres Lebens, dann sollten wir, wenn wir auf Not und Hindernisse stoßen, uns in Geduld üben.
Kennen wir die Größe der Erde und wissen wir davon, wie klein der Raum ist, den wir auf ihr einnehmen, dann sollten wir im Wettbewerb um Ruhm und Profit unsere Position am besten verteidigen, in dem wir einen Schritt zurück setzen.
Kennen wir die Vielzahl an Büchern und wissen wir, wie spärlich unser Wissen letztlich ist, dann sollten wir uns nicht über dessen bloße Errungenschaft freuen, sondern bedenken, wie wir eine gute Auswahl treffen und sie bewahren.
Kennen wir die Vielfalt des Wandels aller Dinge, und wissen wir, wie wenig wir zu leisten imstande sind, dann sollten wir es nicht wagen, uns für unsere unbedeutenden Leistungen zu loben, sondern bedenken, wie wir diejenigen, die fähig und tüchtig sind, fördern und mit ihnen gemeinsame Ziele verfolgen.
So kann jedwede Eigennützigkeit oder Arroganz schrittweise aufgehoben werden.
— aus Zeng Wengong Wenji