柏林佛光山

09.10.2024

Ausgewählte Gedichte von Xin Qiji
Xin Qiji (1140-1207, Song-Dynastie)

Niedergeschrieben an einer Wand auf dem Weg zum Berg Bo
Melodie: Der hässliche Diener

In meiner Jugend kannte ich das Gefühl von Sorgen nicht.
Ich liebte es, auf hohe Pagoden* zu klettern.

Ich liebte es, auf hohe Pagoden zu klettern;
um neue Verse zu schreiben, zwang ich mich dazu, von Sorgen zu sprechen.

Heute kenne ich das Gefühl von Sorgen nur zu gut.
Ich möchte darüber reden, doch ich mache es nicht.

Ich möchte darüber reden, doch ich mache es nicht;
stattdessen sage ich: „Es ist kalt draußen, was für ein schöner Herbst es doch ist!”

* „Auf hohe Pagoden klettern” ist eine Metapher dafür, Trauer zu empfinden. Das Bild steht für den Vorgang, auf eine hohe Pagode zu klettern, um in Einsamkeit über ein trauriges Ereignis nachzudenken.

Nachtspaziergang auf einer gelben Straße aus Sand
Melodie: Mond über dem Westfluss

Bei hellem Mond kräht auf einem Ast die Elster,
bei frischem Wind zirpen um Mitternacht Zikaden.

Auf den wohlriechenden Reisfeldern ist die Rede von einer vollen Ernte,
zu vernehmen ist von den Fröschen ein vereinzeltes Gequake.

Sieben oder acht Sterne am Firmament des Himmels,
zwei oder drei Regentropfen im Vordergrund der Berge.

Einst befand sich eine Gästehütte am Waldesrand,
die Straße biegt um die Ecke, die Brücke über den Bach, und plötzlich ist sie zu sehen.

Geschrieben für den Minister Ye am Shangxin Pavillon
Melodie: Bodhisattva

Die grünblauen Berge möchten mit dem noblen Mann sprechen,
in schneller Folge galoppieren sie wie tausende, ja unzählige Pferde entgegen.

Nebeliger Regen bringt sie dazu umzukehren,
die erhoffte Ankunft tritt nie ein.

Die Menschen sagen von den Haaren auf dem Kopf,
sie würden vor lauter Kummer weiß.

Ich klatsche in die Hände und lache die Möwe an,
ihre ganze Gestalt ist voll Kummer.

Vorabend des Laternenfests
Melodie: Der Fall von grüner Jade

Der Ostwind bringt bei Nacht tausende Bäume zum Blühen,
weht er stärker, fallen Sterne herab wie Regentropfen.

Mit Juwelen und Ornamenten verzierte Pferdewagen füllen die Straßen,
der Klang der Phönixflöte macht seine Runde,
der Glanz der Jadebecher wandert umher,
die ganze Nacht tanzen die Fische mit Drachen.

Schön anzusehen ihre Schmetterlingsnadeln verziert mit Schneeweidenzweigen und goldenen Quasten,
inmitten des Gelächters verschwindet ihr Duft in der Dunkelheit.

Ich habe die Menge nach ihr durchsucht, hunderte, tausende Male,
und plötzlich, als ich mich umdrehte, war sie da, unter dem Licht der ausgehenden Laterne.

── aus Xin Qiji Jici Quanji

09.10.2024