柏林佛光山

08.05.2024

Gedichte von Lu You (Auswahl)
Lu You (1125-1210, Song-Dynastie)


Frühlingsregen, der in Lin’an aufklart
Der Reiz der alltäglichen Geschäfte verdünnt sich über die Jahre wie eine Schicht von Gespinst.
Wer war es, der mich auf das Pferd in Richtung Hauptstadt gesetzt hatte?
In meinem kleinen Häuschen lausche ich dem nächtlichen Frühlingsregen.
In den engen Gassen startet der morgendliche Verkauf von Blumen.
Gemächlich lasse ich meinen Pinsel kursiv über das Papier gleiten.
Mit einem freien Blick aus dem Fenster sortiere ich gemütlich die Tees nach ihrem seidigen Schaum.
Ich klage nicht über die schlichte, von irdischem Staub beschmutzte Tracht,
zum Qingming-Fest werde ich wieder meine Heimat erreichen.

Frühlingsausflüge
Mit Booten kreuzen sie die Wellen im See,
mit Pferden wirbeln den roten Blumenstaub auf.
Über siebzig Jahre haben sich die Leute komplett gewandelt,
nur der alte Fang berauscht sich wie früher an der Frühlingsbrise.

*Weiterer Name für den Song-zeitlichen Dichter Lu You

Notizen aus dem Tempel
Das lange Sitzen in der Grotte bringt Wärme mit sich wie im Frühling.
Das Papier ohne Worte bleibt so weiß wie die Wolken am Himmel.
Außer dem Freilassen von Lebewesen und der Verteilung von Medizin
gibt es keine Belange mehr, die einen himmlischen Meister sorgen sollten.

── aus Jian Nan Shigao

Vers über das Unterlassen des Tötens
Blutiges Fleisch im Tausch gegen wohlschmeckendes Essen,
es ist schwierig, ihren Ängsten und Qualen Ausdruck zu verleihen.
Versetzt man sich selbst in sie hinein,
wer wäre gewillt sich seinen Körper mit einem Messer durchtrennen zu lassen?

── aus Lianxiu Bidu

Meinem Sohn
Wie ich dahingehe, so weiß ich darum, dass die Zehntausend Dinge leer und vergänglich sind.
Dennoch bin ich betrübt darüber, die Neun Ländereien nicht vereint zu sehen.
Vergiss nicht, deinem Vater am Familien-Schrein von dem Tag zu berichten,
an dem die Truppen des Kaisers gen Norden marschieren.

── aus Fangweng Shixuan

08.05.2024