柏林佛光山

06.10.2024

Gedicht zum Bewusstwerden über das Irdische
Luo Nian’an (1504-1564, Ming-Dynastie)

Ob alles da oder gar nichts da ist, was braucht es für eine Geduld,
wenn Stress und Mühsal überall sind,
wo bleibt die Zeit für Muße?

Der menschliche Geist biegt und windet sich wie ein Fluss.
Die weltlichen Aufgaben türmen und häufen sich wie ein Berg.

Ob Vergangenheit oder Gegenwart, sie verändern sich beständig.
Ob reich oder arm, sie lösen einander ab.

Ob in ferner oder naher Zukunft, sie vergehen mit der Zeit.
Ob bitter oder süß, das Leben ist das gleiche.

In Eile und in Hast streben wir leidvoll vorwärts.
In Kälte und in Hitze durchschreiten wir Herbst und Frühling.

Tag und Nacht regeln wir den Haushalt.
Trübe und verwirrt ergrauen uns die Haare.

All das Streiten um Richtig oder Falsch, an welchem Tag wird es enden?
All die geistigen Verunreinigungen, wann werden sie versiegen?

Klar und leuchtend ist unser Weg.
Hundert und tausendfach weigern wir uns zu lernen.

── aus Nian’an Luo Xiansheng Quanji

Rat für Regierungsbeamte
Luo Nian’an (1504-1564, Ming-Dynastie)

Bist du in der Regierung angestellt, so sammele gute Verdienste an.
Schmiede keine Pläne zum Schaden der Armen.

Ist der Ofen bereits heiß, wirf keine Kohle hinein.
Spendet der Schnee bereits Kälte, fächere nicht weiteren Wind hinzu.

Ist das Boot bereits auf dem Wasser, halte das Ruder gut fest.
Ist der Pfeil sicher platziert, spanne den Bogen langsam an.

Übst du Macht aus ohne der Situation gerecht zu werden,
führt selbst das fleißige Rezitieren des Amitābha Buddha ins Leere.

── aus Nian’an Luo Xiansheng Quanji

06.10.2024