Sechs Notizen über ein leichtes Leben
Shen Fu (1763-1825, Qing-Dynastie)
Es gibt unzählige weltliche Angelegenheiten, doch unsere Zeit ist begrenzt. Warum also sollten wir uns so sehr in Hektik verstricken? Wir hasten durch unser Leben, wir wetteifern miteinander, doch niemand sagt uns, dass Erfolg und Versagen vorbestimmt und nur schwer zu bewerten sind.
Schau, wie der herbstliche Wind über das Goldtal weht, der nächtliche Mond auf den Fluss Wu, den Palast Epang und den verfallenen Tongque-Turm scheint: Ruhm und Ehre sind wie Tau auf der Blüte. Wohlstand und Reichtum sind wie Frost auf der Grashalmspitze.
Wenn man diesen Mechanismus durchschaut und die unzähligen Sorgen vergisst: Was bleibt dann vom Hochgesang auf die Drachen- und Phönix-Paläste, was hat man vom Gerede über Ruhm und Profit?
Komm’ entspannt an einen ruhigen Ort, lass’ uns Freude haben an Wein und Gesang, zu den Liedern: “Für die Rückkehr ist es nicht zu spät” und “Meere und Seen sind so schön weit und tief”.
Zur rechten Zeit, wenn sich die Gelegenheit ergibt, lass’ uns einen Ausflug ins Grüne machen. Gehen wir mit unseren besten Freunden ans wilde Ufer des Baches.
Mögen sich unsere Künste der Musik und des Spiels der Natur anpassen, mögen Wein und Dichtung dem Lauf des Wassers folgen.
Lass’ uns von den Vergeltungen guter Ursachen und Wirkungen sprechen, von den Erfolgen und Verlusten aus Geschichte und Gegenwart.
Lass’ uns die schönen Blumen betrachten und den Melodien der singenden Vögel lauschen.
── Auszug aus Fu Sheng Liu Ji