Wintersonne, Kindheit und Kamelkarawanen (Auszug)
Lin Haiyin (1918-2001)
Die Kamelkarawane war angekommen und hielt vor meiner Haustür.
Aufgereiht in einer langen Schlange, standen sie still und warteten auf Anweisungen. Das Wetter war trocken und kalt. Der Mann, der die Kamele führte, nahm seinen Filzhut ab, und die Hitze über seinem kahlen Kopf verdunstete in der trockenen, kalten Atmosphäre.
Ich stand vor den Kamelen und untersuchte, wie sie das Futter kauten. So ein hässliches Gesicht, so lange Zähne und so eine ruhige und friedliche Haltung. Während sie kauten, zermahlten ihre oberen und unteren Zähne das Futter kreuz und quer. Dampf kam aus ihren großen Nüstern und ihre Barthaare waren mit Schaum bedeckt. Ich war perplex und meine Zähne begannen ebenfalls zu mahlen.
Mein Lehrer brachte mir bei, von einem Kamel zu lernen, einem Tier, das stets seine Gelassenheit bewahrte. Es war nie hastig. Stattdessen schritt es langsam und kaute langsam, wissend, dass es letztendlich das Ziel erreichen und satt werden würde.
Sommer und Herbst vergingen, der Winter stand erneut vor der Tür. Die Kamelkarawane kam wieder, aber meine Kindheit war für immer vorbei, um nie mehr zurückzukehren. Und nie mehr täte ich so etwas Dummes, wie das Kauen eines Kamels in der Wintersonne zu erlernen.
Aber wie sehr vermisste ich die Kulisse der Altstadt von Peking und die Menschen, die dort in meiner Kindheit lebten! Ich sagte mir selbst, ich sollte alles niederschreiben, um die Kindheit loslassen zu können und dennoch ihren Geist für immer zu bewahren. Ich grübelte langsam und schrieb langsam. Ich sah, wie die Kamelkarawane unter der Wintersonne auf mich zukam, und lauschte den bedächtigen und süßen Glocken, als meine Kindheit noch einmal in meine Gedanken zurückkehrte.
Erfolg
Einsamkeit, Armut und Schwäche sind nicht das, wonach sie aussehen. Heißt du sie Tag und Nacht mit Freude willkommen, strömt das Leben Düfte aus, wie die von Blumen und Vanille: Es wird reicher, herrlicher, beständiger – und das ist dein Erfolg.
Nimm es mit Gelassenheit, wie es ist
Bitte sei nicht wehmütig angesichts der Zeit, die bereits vergangen.
Wenn das bedeutet, erwachsen zu werden, dann lasst es uns mit Gelassenheit nehmen, wie es ist.
— aus Chengnan Jiushi