Hundert Jahre Hoffnung aufgrund buddhistischer Verbindungen unter den Menschen (Auszug)
Ehrwürdiger Meister Hsing Yun (1927-, Fo Guang Shan)
Jemand fragte mich, wie alt ich dieses Jahr sei.
Ich gab die Frage weiter an die Erde: „Wie lange hast Du schon gelebt?“
Bis zum Ende der Welt, wo werde ich sein?
Nach Hunderten und Tausenden von Jahren der Wiedergeburten,
an welchem Ort werde ich mich dann befinden?
Ob Pangu oder Nüwa, vielleicht habe ich sie in der Antike schon einmal getroffen.
Aber da wir in zwei verschiedenen Welten leben, gibt es keine Möglichkeit, sich zu erinnern.
Sei es die Mondgöttin Chang’e oder ihr Begleiter, der Jadehase Yutu, sie sind nichts als Momente mythischer Erzählungen, zu schön, um wahr zu sein.
Es gibt weder eine Möglichkeit, Tang Yao oder Yu Sun persönlich zu fragen, noch eine Gelegenheit, bei Wen Wu oder Zhou Gong nachzuforschen.
Während Laozi mit einem Büffel nach Westen ging, sagt man doch, dass der Wohlstand im Osten liege.
Der Schmetterling im Traum von Zhuangzi, flog er nicht nach Norden?
All diese Menschen sind für mich wie ein Traum.
In den fast 100 Jahren meines Lebens, bilden Norden, Osten, Süden und Westen nicht länger die Enden der Welt.
Bereiste ich die Sechs Bereiche der Wiedergeburten?
Oder zog ich im Reich des Dharma umher?
Auch wenn ich mich auf historische Aufzeichnungen bezöge, wäre es alles eine Grauzone der Unklarheit.
In den mehr als 80 Jahren meines Lebens durchlebte ich so viele tiefgehende Veränderungen.
In der chaotischen Zeit der Nordexpedition von Chiang Kai-shek kam ich verwirrt und unwissend auf diese Welt.
Die Kanonen von Fusang und die Leuchtfeuer der Lugou-Brücke – die ganze Nation hatte ihre Sicherheiten im Leben verloren und floh in alle Richtungen in ein unstetes Leben.
Wohin sollte man fliehen?
wohin konnte man treiben?
Zum Glück winkte mir Buddha, und so wurde ich aus einem armen ländlichen Dorf plötzlich in Paradies auf Erden gebracht.
In einer Steinstadt umgeben von purpurroten Blättern,
ein altes Kloster versteckt tief in den Wäldern des Berges;
für ein einsames, kindliches Herz, ist Frömmigkeit wie eine Leiter, wie eine Klippe.
Ich musste sie ununterbrochen aufsteigen, ununterbrochen musste ich an ihr reifen.
Die vergangenen Erlebnisse sind so deutlich, jedes Detail schwer zu vergessen;
das Erlernen der Fähigkeiten der Drei Klingen und Sechs Schlägel sowie die 18 Arten asketischer Klosterpraktiken gaben mir die Kraft für meine harten Anstrengungen.
Inmitten der Bitterkeit des Lebens, hielt mich der Glaube aufrecht. Beklagenswerterweise brachten die bewaffneten Auseinandersetzungen des Bürgerkriegs großes Leid und Unglück und verstärkten den Schmerz der Trennungen von geliebten Menschen. Das Leuchtfeuer in den Wirren des Krieges verbreitete sich in alle Richtungen. Waren es die Kanonen? Oder die Maschinengewehre? Es waren Leben und Tod, die mich nach Formosa brachte.
Ich schrieb Folgendes in meinem Buch Hundert Jahre buddhistischer Verbindungen:
„Meine Mutter hatte ihren Sohn durch die Pforten des Buddha entsandt, in der Hoffnung, dass er inmitten des Ozeans der physischen Welt die Dharma-Lehre erführe. Dein Sohn ist jetzt 87 Jahre alt und wird dir deine Güte vergelten, indem er den Dharma verbreitet und den Lebewesen hilft.“
Mein Gelübde ist es, unter den Menschen den Humanistischen Buddhismus zu verbreiten.
Ich setze meine Hoffnungen auf jedes Mitglied des Fo Guang Shan,
sei gerecht,
sei mitfühlend,
sei verantwortungsvoll,
sei dienend.
Lasst uns Fo Guang Shan in Buddhas Reines Land verwandeln.
Möge das Licht des Buddha alles ausnahmslos erhellen,
möge der Strom von Buddhas Dharma ewig fließen.
Dies ist unser lebenslanger Wunsch.
Gepriesen sei der Buddha,
Gepriesen sei der Dharma,
Gepriesen sei der Saṃgha.
— aus Bainian Foyuan