Hast und Eile (Auszug)
Zhu Ziqing (1898-1948)
Die Schwalben sind fort, doch es gibt eine Zeit, wenn sie wiederkommen.
Die Weiden sind vertrocknet, doch es gibt eine Zeit, wenn sie wieder ergrünen.
Die Pfirsichblüten sind verwelkt, doch es gibt eine Zeit, wenn sie von neuem blühen.
Aber, du kluger Mensch, sag mir: Warum kommen unsere Tage, nachdem sie einmal vergangen sind, nicht wieder zurück?
8000 Tage sind mir bereits aus den Händen geglitten. Wie Wasser, dass aus einer Nadelspitze in den großen Ozean tropft, so tropfen meine Tage in den Fluss der Zeit, ohne Stimme und ohne Schatten.
Wenn ich die Hände wasche, entrinnt der Tag durch das Waschbecken.
Wenn ich das Essen zu mir nehme, wandert der Tag weg durch die Essensschale.
Wenn ich in Stille verweile, vergeht der Tag vor meinen konzentrierten Augen.
Ich merke, wie zügig er vergeht, und wenn ich meine Hand ausstrecke, um ihn aufzuhalten, gleitet er mir durch die Hände, die ihn festhalten sollen.
Bei Nacht, wenn ich im Bett liege, krabbelt er geschickt an mir herunter und fliegt von meinen Füßen fort.
Wenn ich meine Augen öffne und die Sonne wieder erblicke, ist endgültig klar, dass ich schon wieder einen Tag verloren habe, und ich halte meine Hand vor die Stirn und seufze.
Aber der Schatten des neuen Tages hat bereits angefangen, während des Seufzens wegzulaufen.
Du, kluger Mensch, sag mir: Warum kommen unsere Tage, nachdem sie einmal vergangen sind, nicht wieder zurück?
── aus Zhu Ziqing Quanji