Gedanken über die Erziehung
Fu Sinian (1896-1950)
I
Das Schaffen von Vertrauen ist in jeder Hinsicht die Basis für gutes menschliches Verhaltens und Gelehrsamkeit. Es ist auch die Basis für die Organisation von Gesellschaften und Staaten. Kann man kein Vertrauen schaffen, so kann man absolut nicht der Wahrheit auf den Grund gehen.
II
Als ich an der National Taiwan University über moralische Erziehung gesprochen habe, habe ich nur einen Satz “gepredigt”: “Sprich keine Lügen”. Denn dies ist grundlegend für die moralische Erziehung. Wenn man diesen Punkt nicht befolgt, so kann man später überhaupt nichts erfolgreich bewerkstelligen.
III
Wissenschaftler, die lügen, können keine wirklichen Entdeckungen machen.
Politiker, die lügen, richten unweigerlich großen Schaden an.
Pädagogen, die lügen, sind nicht in der Lage, anderen etwas zu unterrichten.
All jene, die gebildet sind, müssen darin ihren Ausgangspunkt nehmen, nicht zu lügen.
Die Lüge eines einzelnen führt zwangsläufig dazu, dass die Allgemeinheit zu lügen beginnt. Aus Notlügen werden zwangsläufig absichtliche Lügen.
Werden Lügen erst einmal zur Gewohnheit, wie lässt sich dann verhindern, dass die Gesellschaft in totales Chaos stürzt? Die Nachteile des Lügens sind unermesslich.
IV
Die Leistungen eines Menschen, besonders die außergewöhnlichen Erfolge, entfalten sich zumeist in Freiheit. Mit Schulen und Universitäten verhält es sich auch so. Wenn alles durch strenge Regeln eingeengt wird, können Fehler nicht berichtigt und Stärken nicht sichtbar gemacht werden. Man muss wissen, dass eine freie Entwicklung grundlegend für das erfolgreiche Führen einer Schule oder Universität ist. Beim Festlegen eines Regelwerks ist es nicht nur wichtig, nicht zu viele Beschränkungen zu einzuführen, sondern vielmehr die Schüler und Studenten zu ermuntern, mit ihrer Umwelt zu interagieren, um Schwierigkeiten zu überwinden. Nur so wird die Erziehung vital bleiben, nur so wird sich Leben auf dem Campus entwickeln.
── aus Taiwan Daxue Banxue Linian Yu Celue