Gedanken über die Dankbarkeit
Lan Yinding (1903-1979)
Die Augen der Menschen sind wie ein gespiegeltes Glas, durch das man nur nach draußen, nicht aber hineinsehen kann. Von der Astronomie bis hin zur Geographie nehmen diese Augen alle Lebewesen bis ins Detail war, doch sie scheitern dabei, das “eigene Selbst” wahrzunehmen. Wir sind nicht dazu in der Lage, unsere täglichen Handlungen klar wahrzunehmen. Deswegen sieht es so aus als bräuchten wir einen Führer, der uns die Richtung unseres Weges zeigen kann. Doch wer kann dieser Führer sein? Wo befindet er sich?
Ich glaube, dass es zwei gibt:
Einer, der uns ständig mit sanften und einfühlsamen Worten Ratschläge und Hinweise gibt; das sind unsere Freunde.
Der andere macht sich mit gemeinen Worten über uns lustig und trifft uns mit seinen harschen Kommentaren; das sind unsere Feinde.
Wenn es keine Kritik durch andere Leute gibt, so sind wir nicht achtsam und es gibt keinen Fortschritt. Durch Kritik werden wir dazu gezwungen, stetig vorwärts zu schreiten und zudem davor gewarnt, in eine bodenlose Grube zu fallen. Wenn wir solche guten Freunde haben können, so ist das unser gutes Glück. Warum sollten wir dafür nicht dankbar sein?
Der bekannte Schriftsteller Kawabata Yasunari aus Japan glaubte sein ganzes Leben lang an genau zwei Wörter: “Dankbar sein”. Wenn wir diese Wörter häufig nutzen können, so werden unsere Feinde verstummen und schließlich verschwinden, oder sie werden ihre Einstellung ändern und zu Freunden werden.
── aus Dinglu Xiaoyu