柏林佛光山

08.09.2024

Ursprünglich verbirgt sich in der Wüste eine Quelle
Yu Qiuyu (1927-)

Hinter dem Baum war eine bescheidene Hütte, und während ich zögerte, kam eine alte Nonne heraus. Sie hielt eine Gebetskette in der Hand und ihr Gesicht war voller Falten, doch zugleich hatte es einen friedlichen Ausdruck. Ich wollte sie fragen, warum sie allein war, so lange schon an diesem Ort lebte, wie alt sie war und wann sie zum ersten Mal hierhin gekommen war. Aber schließlich fand ich, dass diese Neugier bei einer buddhistischen Nonne zu aufdringlich erschien.

Die endlose Wüste und die rauschenden Flüsse sind mir nicht fremd. Nur durch eine Düne in der Wüste, einen Moment der Ruhe in einem Sandsturm, einen Augenblick in dieser Verlassenheit, einen steilen Abstieg nach der Düne kann man ein tiefes Gefühl für den Rhythmus von Himmel und Erde gewinnen und für die Genialität der Schöpfung, und so kann man den menschlichen Geist frei und sorgenlos wandern lassen.

Auf diese Weise sollten auch das Leben, die Welt, die Erfahrung und die Geschichte begriffen werden. Man sollte der eiligen Geschäftigkeit einen Moment der Ruhe geben, der Rastlosigkeit einen Augenblick der Stille, den weit Gereisten einen Moment der Einfachheit und den Rohen einen Moment des respektvollen Umgangs.

Nur auf diese Weise kann das Leben wieder lebendig, die Welt wieder edel und die Geschichte wieder spannend werden. Doch wir sind daran gewöhnt, in unserem täglichen Leben viele verschiedene Formen von einseitigen Extremen zu sehen. Sogar die natürlichen Kräfte der Natur sind so roh, sie nehmen keine Rücksicht auf die Umgebung und geben den Wesen dieser Welt somit eine schwere Aufgabe.

Somit ist die Einsamkeit der alten Nonne nicht ohne Grund. Nach einer Nacht voll von dem respekteinflößenden Heulen des Wüstenwindes kann sie am Morgen mit den angenehmen Klängen des Wassers ihre Ohren erfrischen. Und wenn sie müde ist von der tiefen grünen Farbe des Wassers, dann kann sie ihre Augen heben und die mächtige Sandklippe betrachten.

Der Name des Berges war Mingsha, der Name der Quelle war Yueya, beide waren in der Gegend von Dunhuang.

── aus Wenhua Kulu

08.09.2024