Weltliche Angelegenheiten sind von kurzer Dauer wie der Traum vom Frühling
Lied: Westfluss-Mond
Zhu Dunru (1081-1159, Song-Dynastie)
Weltliche Angelegenheiten sind von kurzer Dauer wie der Traum vom Frühling.
Menschliche Gefühle sind so mager wie die Wolken im Herbst.
Es lohnt nicht das Leiden zu messen, wie es dem Geist zusetzt.
Alle Dinge haben ihre Bestimmung.
Glücklicherweise habe ich drei Becher guten Weins.
Treffe ich auf eine Blume, die neu erblüht,
lache ich voll Freude über den Moment, der uns zusammenbringt.
Ob es morgen hell oder bedeckt sein wird, ist dabei nicht gewiss.
── aus Quan Song Shi
Gedicht an der Wand des Qiuxiang-Pavillons beim Qiantang-Fluss
Lied: Westfluss-Mond
Feng Menglong (1574-1646, Ming-Dynastie)
Wein steckt unseren Körper in Brand wie loderndes Feuer,
Begierde zerschneidet unser Fleisch wie spitze Felsen.
Zu viel Reichtum weckt Neid und schadet unseren Beziehungen,
Zorn ist ein unsichtbares, feuriges Kraut.
Diese vier kommen zusammen,
sie unterscheiden sich kaum. Ich rate dir, ohne Anhaftung kommst du am weitesten,
das allein ist der rechte Weg, deine Persönlichkeit zu kultivieren.
── aus Sanyan-Jingshi Tongyan
Dem Duft der Litschi näher kommend
Zhou Bangyan (1056-1121, Song-Dynastie)
Abendliche Kälte brach über das Festmahl herein,
Feuchtigkeit stellte sich tröpfchenweise ein.
Die Schuhe begannen gerade sich zu kreuzen,
der schönste Duft machte sich breit.
Unversehens trieb nächtlicher Regen uns auseinander,
nur die Laternen blieben noch schräg hängen.
Als wir zurückblickten, wurden wir mit Schrecken gewahr, wie weit es auseinander ging.
In dieser großen Welt besteht das größte Leid im bloßen Kommen und Gehen.
Um vom Frühling etwas zu bewahren, schauen wir, dass wir den Abschied angemessen feiern.
Doch was von Gedanken über die Trennung bleibt, ist die Frage, wer die Knospen der Weidensprösslinge trimmt.
Wo können wir bloß diesen innigen Gefühlen einen freien Lauf lassen?
── aus Pian Yu Ji