Dem Himmel danken (Auszug)
Chen Zhifan (1925-2012)
Als ich noch ein Kind war, hat meine Großmutter während des Essens immer gesagt:
“Der Himmlische Vater hat diese Mahlzeit unserer Familie geschenkt. Vergesst nicht: Uns ist es nicht erlaubt, auch nur einen Korn Reis in unserer Schüssel zu lassen. Verschwenden wir Lebensmittel, so wird uns der Himmlische Vater keine Mahlzeit mehr geben.”
Jedes Jahr hat mein Großvater geschuftet, im Regen, seine Zähne zusammenbeißend, während meine Großmutter sorgfältig kochte und Tee zubereitete. Sie verstanden, dass sie arbeiten mussten, bis ihnen der Schweiß von den Brauen tropfte, um den Weizen vom Feld zu sammeln, nur wozu dem Himmel danken?
Bis ich vor zwei Jahren Einsteins “Mein Weltbild” las, und dadurch begann, ein neues Verständnis zu entwickeln. Indessen seine Relativitätstheorie originell ist und bahnbrechende Geschichte schrieb, merkt er gegen Ende aus dem Nichts an, ohne vorher Referenzwerke zu zitieren: “Vielen Dank an meinen Kollegen und Freund, Besso, für unsere Debatten.” Und ich fragte mich, weshalb nicht er für derart großartige Errungenschaften die Lorbeeren einheimste?
In den letzten Jahren hatte ich eine neue Einsicht darüber, dass ganz gleich wie die Situation ist, wir zu viel von anderen erhalten und selbst zu wenig beisteuern. Da es zu viele Menschen gibt, denen wir zu Dank verpflichtet sind, bedanken wir uns bei den Ursachen und Bedingungen. Ganz gleich warum es auch geht, wir benötigen nicht den Erbteil und die Spenden unserer Vorfahren, wohl aber die Unterstützung und Mitarbeit zahlreicher Menschen, und wir müssen den passenden Moment abwarten. Je mehr wir erreicht haben, desto mehr beginnen wir zu fühlen, wie unbedeutend der eigene Anteil daran ist.
Daher vermögen jene, die erfolg- und schaffensreich sind, ganz von selbst an die anderen mitzudenken, während jene, die scheitern, diejenigen sind, die ihre ganze Zeit darauf verwenden, an sich selbst zu denken.
── aus Zai Chunfeng Li