Zehn Ermahnungen für ein gut gelebtes Leben (Auszug)
Jiang Kanghu (1883-1954, Qing-Dynastie)
Einfache Kleidung:
Auch wenn Brokate wunderschön sind,
ist die Endlichkeit aller Dinge wertzuschätzen.
Dass dein Land bei allem Reichtum Bescheidenheit an den Tag legt,
ist eine dringend notwendige Haltung.
Vegetarische Ernährung:
Wenn Menschen unmenschlich sind,
hinterlassen sie eine Welt der Barbarei.
Beißt du in die Wurzel von Gemüse,
entfaltet sich ein wunderbarer Geschmack.
Übernachtung im Freien:
Wenn im Frühling und Herbst der Mond rauskommt,
leuchtet er hell und die Blumen duften.
Der Himmel sei dein Baldachin und die Erde deine Matte,
sei frei in deinem Dasein.
Frühes Aufstehen:
Wenn mit jedem neuen Tag etwas Neues beginnt,
stecke all deinen Fleiß hinein.
Ruh angemessen in der Nacht,
und mach sie nicht wie wild zum Tag.
Entsagung:
Überschwängliche Gefühle bewirken den Verfall der eigenen Natur,
extreme Vergnügungen ziehen Trauer nach sich.
Deine Sinne haben eine begrenzte Lebensdauer,
achte darauf, sie unter Kontrolle zu halten.
Zurückhaltung:
Ein Mann von Größe sollte wie die Glocke sein,
wird sie nicht geschlagen, macht sie kein Geräusch.
Wer hat jemals den Himmel sprechen hören?
Mit Empathie lässt sich alles durchdringen.
Fleiß:
Arbeitsreich in geistigen und körperlichen Aktivitäten zu sein, ist eine Eigenschaft der Weisen und der Götter.
Trainierst du viele Fähigkeiten,
kannst du deine Persönlichkeit ausbilden.
Sammlung der Kräfte:
Mit dem Geist als Erdscheibe
lass kein einziges Staubkorn aufwirbeln.
Tief sei er wie stilles Wasser,
fest sei er wie die Große Mauer.
Innere Prüfung:
Warum nicht die Ursache bei sich suchen,
sich täglich selbst reflektieren?
Wer die eigenen Fehler selber eingesteht,
beseitigt alles Falsche und wahrt das Wahre.
Vollendung der Kontemplation:
Die winzigsten Staubkörner aller Universen,
die kürzesten Momente aller Zeiten,
all sie gleichen sich in Ursache und Wirkung,
nichts, was sich nicht von selbst erklärt.
── aus Jiang Kanghu Sixiang Yiban