Stetige Güte
Übersetzt von Dharmakṣema (385-433, Nördliche Liang-Dynastie)
Wird man verleumdet, vermag dies der Geist auszuhalten.
Wird man gelobt, so schäme man sich.
Ist man auf dem Weg der Selbstkultivierung, feiert man mit voller Freude.
Ist man frei von Arroganz, kann man böse Menschen zähmen.
Nimmt man Abstand von schlechten Menschen, kann man Einklang herbeiführen.
Macht man die guten Taten von Menschen bekannt, übergeht man ihre Fehler.
Was für Menschen beschämend ist, posaunt man nicht hinaus.
Erfährt man ihre Geheimnisse, enthüllt man sie nicht gegenüber anderen.
Werden einem kleine Freundlichkeiten bereitet, erwidert man sie mit Großzügigkeit.
Was einem mit Groll entgegengebracht wird, erwidert man mit stetiger Güte.
Betrachtet man die Lebewesen, stellt man sie den eigenen Eltern gleich.
Lieber verliert man sein Leben, als je leere Worte zu sprechen.
Aufrechterhaltung von Gutherzigkeit
Erblickst du, dass jemandes Wissen umfassender ist als das eigene, so lass keine Missgunst aufkommen.
Wo dein eigenes Wissen das der anderen übertrifft, lass keine Arroganz aufkommen.
Siehst du, wie andere Fröhlichkeit empfinden, erfreue dich daran.
Wo deine Gutherzigkeit andauert, lass sie nicht versiegen.
In Zeiten der eigenen Fröhlichkeit gehe nicht achtlos mit anderen um.
Siehst du andere leiden, erfreue dich nicht daran.
Wahrhafte Ursache für die Erleuchtung im Bodhi-Geist
Würde mein Körper in Stücke zerhackt werden, so sollte ich nicht erzürnt darüber sein.
Ich sollte intensiv die Umstände dieses Karmas betrachten und Liebe und Mitgefühl gegenüber allen Wesen üben.
Wenn ich schon bei kleinen Dingen ungeduldig bin, wie werde ich dann in der Lage sein, allen Lebewesen Hilfe zu leisten?
Duldsamkeit von Schmach ist die Hauptursache für das Erwachen im Bodhi-Geist.
Anuttarāsamyaksaṃbodhi* ist das Ergebnis der Duldsamkeit von Schmach.
Pflanze ich nicht diese Saat, wie kann ich erwarten, derartige Ergebnisse zu erzielen?
— aus Upāsakaśīla-Sūtra
* beispiellose, höchste Erleuchtung