Bühne
Eryue He (1945-)
I
Ihr Törichten! Die Welt ist eigentlich eine riesige Bühne; es ist nicht nötig, Tränen zu vergießen.
Ihr Närrischen! Die Bühne ist im Grunde eine kleine Welt; wie leicht macht man sich verrückt.
II
Das Leben ist wie ein tiefer Topf: Bist du am Boden angelangt, musst du dich nur anstrengen und bemühen – egal in welche Richtung Du Dich bewegst, es wird immer nach oben gehen.
III
Jedes Mal, wenn ich mit dem Schreiben eines Buches fertig bin, fühlt es sich an, als hätte ich gerade eine riesige Wüste durchquert, durchdrungen von dem einsamen und leeren Gefühl eines völlig abgeschiedenen Reisenden. Liegt die Wüste jedoch hinter mir, erwartet mich eine grüne Oase.
IV
Stolpernd und leidend verschwenden wir die Zeit, nur aus dem Verlangen heraus, das Unlösbare zu lösen und das Unbetretbare zu betreten. Innerhalb eines kurzen Augenblicks, nach vielmaligem Stolpern, erkennen wir schließlich, dass es am schwierigsten ist, die Bedeutung von Unwissenheit zu begreifen.
Den einsamen Wanderer führt es zwischen diesem und jenem Ufer inmitten des dunstigen Regens einzig zu Miao Shan mit ihrem alldurchdringenden Mitgefühl. Wie viele unzählige Kalpas hat sie hindurch geübt, um schließlich die Frucht der Langlebigkeit, den Bodhi-Baum zu nähren?
Wirklich schwer zu ertragen ist es für einen herkömmlichen Menschen, einen Gewöhnlichen wie mich, wenn man mir sagt: „In hohem Alter ist nichts vorhanden“. Mit einem Mal gibt es keinen Ort mehr, an dem mein Herz ansässig werden könnte.
Oh je! Gefährlich sind die reißenden Wellen. Weit ist das Meer des Bösen. Nur die Fähre des Mitgefühls wird mir helfen, es zu überqueren.
── aus Eryue He Yu