Gesang eines Reisenden
Meng Jiao (751-814, Tang-Dynastie)
Aus dem Faden in der Hand einer liebenden Mutter entstanden die Kleider, die der Reisende trägt.
Im Vorfeld seines Weggangs nähte und nähte sie, besorgt, er käme allzu spät erst wieder heim.
Wie kann mein Kinderherz von der Größe eines Grashalms diese Sonnenstrahlen dreier Frühlinge erwidern?
Auf einer Reise in Chang’an
Meng Jiao (751-814, Tang-Dynastie)
Ich kämme meine Haare nur einmal alle zehn Tage, bei jedem Male wirbelt der Staub der Reise in alle Richtungen.
Jeden Monat trinke ich nur neunmal Wein, jede Mahlzeit ist nur einfach und schlicht.
In jeder Hinsicht wahre ich Pünktlichkeit, nur nicht, wenn ich den Frühling verschlafe.
Die Ruhmlosen, wer möchte sie schon treffen? Die Selbstzufriedenen, ihnen versuchen wir nahe zu stehen.
Aufrecht sind die Bäume, voll von friedvollen Vögeln, Ruhig sind die Flüsse, frei von rastlosen Fischen.
Ich beginne zu verstehen, wie die Arena des Wetteiferns nicht den Ort des Verweilens für einen Edlen bietet.
Mit einem wilden Stock schlag ich mich durchs Bambusdickicht, koche aus Bergkräutern meine Gerichte.
Ein verborgenes Liedchen kehrt wieder zurück, fern des Alltags ist die Umgebung so wahr.
Beiläufiges Gedicht über die Rückkehr nach Hause
He Zhizhang (659-744, Tang-Dynastie)
In der Jugend das Zuhause verlassen, kehre ich im Alter zurück. Unverändert ist der Klang der Heimat, auch wenn das weiße Haar meinen Verfall bezeugt.
Kinder kommen entgegen, die ich nicht kenne. Lachend erfragen sie, woher ich komme.
Viele Jahre sind vergangen, seit ich das Haus verließ, die Hälfte der Menschen ist nun verschwunden.
Nur das Spiegelbild des Sees vor dem Haus ist noch da, der Frühlingswind ändert nichts an den Wellen von einst.
── aus Quan Tang Shi