Träume des Tao An (Auswahl)
Zhang Dai (1597-1679, Ming-Dynastie)
Einleitung zu Träume des Tao An (Auszug)
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke,
auf all den Prunk und Luxus,
so sind sie mit einem Augenblick allesamt leer.
Fünfzig Jahre hindurch,
ist alles zu einem einzigen Traum geworden.
Nun, da der Hirse im Traum zerkocht ist*,
und ein Karren den ganzen Ameisenhaufen plattgefahren hat, wie soll ich es weiter angehen lassen?
Schaue ich in die Vergangenheit, so sollte ich all das, was ich erinnere, niederschreiben,
es zu Buddha tragen und Schritt für Schritt Buße tun.
„Dass es nur ein Traum sein könnte“, ist ein Traum.
Ich fürchte nur, dass es kein Traum ist,
doch wiederum fürchte ich, es wäre nur ein Traum.
Was für ein törichter Mann ich doch bin!
Nun will ich vom großen Traum erwachen,
und verliere mich doch in schriftstellerischen Kleinigkeiten,
wieder ist es nur ein bloßes Geschwätz im Traum.
── aus Tao An Meng Yi
* Verweis auf Huangliang Yimeng (Traum vom gelben Hirse)
** Verweis auf Nanke Yimeng (Traum von Nanke)
Traumsuche am Westsee (Auszug)
Das Mondlicht, welches sich über dem Wasser ergießt,
wird von den Wogen verschluckt,
wieder aufgesaugt,
und zerstreut sich im himmlischen Weiß.
Welch freudiges Erstaunen!
Ich setze mit dem Boot zum Jinshan-Kloster hinüber,
da beginnt bereits der Trommelschlag zur zweiten Nachtwache.
Ich durchschreite die Drachen-König-Halle,
und betrete die Haupthalle,
alles still und ruhig.
Durch den Bambushain sickert das Mondlicht hindurch,
es macht sich breit wie kalter Schnee.
Blick in den Schnee vom Pavillon im Herzen des Sees (Auszug)
Vereiste Zweige, weißer Nebel,
Himmel und Wolken und Berge und Wasser,
von oben bis unten ist alles weiß.
Was den See ausmacht,
ist nichts weiter als die Linie des Ufers,
ist nichts weiter als der Fleck des Pavillons im Herzen des Sees,
ist nichts weiter als das Pünktchen vom Boot,
ist nichts weiter als die Atome von zwei, drei Menschen im Boot.